Die Studiengebühren – ein Erfolg!

Seit dem Sommersemester zahlen die Studenten nun Studiengebühren. Das Geld dafür aufzubringen mag manchem schwer fallen. Da muss nebenher gejobbt werden, oder man häuft per Bankkredit Schulden auf, die später abzustottern sind. Nicht so lustig also für die Studenten. Wissenschaftsminister Frankenberg allerdings hält die Sache für einen Erfolg:

„Das Interesse am Hochschulstudium zeige, dass die 500 Euro pro Semester kaum jemanden von einer Studienentscheidung abschreckten“ (Esslinger Echo 20.September 2007), teilt er der Öffentlichkeit mit.

Das geht, so versichern die Herren Minister unisono! Andrerseits ist dem Umstand, dass man sich mit diesen hübschen Maßnahmen außerhalb der für nicht notständige Normalzeiten geltenden Gesetze stellt, ein noch zu bearbeitendes Auftrag zu entnehmen. Gesetzgeberische Vorarbeit ist angesagt, um rechtsstaatlich einwandfrei zu solch schönen Kontroll- und Terminierungserfolgen zu kommen. Schäuble empfiehlt, „solche Fragen möglichst präzise verfassungsrechtlich zu klären, und Rechtsgrundlagen zu schaffen, die uns die nötigen Freiheiten im Kampf gegen den Terrorismus bieten. Ich halte nichts davon, sich auf einen übergesetzlichen Notstand zu berufen, nach dem Motto: Not kennt kein Gebot.“ (Spiegel. 28/07)

Na prima, Studenten kommen trotzdem an die Uni, trotz der gar nicht in Abrede gestellten Tatsache, dass die Studiengebühr für die in diesem schönen Land so zahlreich vorhandenen „Einkommensschwachen“ die „Studienentscheidung“ und das Durchziehen des Studiums schwerer macht. Für die bloße Chance, die Selektion an der Uni mit einem halbwegs anständigen Abschluss zu überstehen und damit die Chance auf einen der besser bezahlten Berufe zu erwerben, kann man die jungen Bürger blechen lassen, und „kaum jemand“ verliert „das Interesse am Hochschulstudium“. Das wird schon was mit der Beschaffenheit der Arbeitsplätze zu tun haben, die der Wirtschaftsstandort Deutschland für Nicht-Hochschulabsolventen so zu bieten hat. Und es stimmt dennoch und zugegebenermaßen nicht für alle. Was ist denn mit denjenigen, die von der Aussicht auf einen Schuldenberg doch abgeschreckt worden sind? Es ist eben ihr Pech, wenn die Akademikerkarriere vorbei ist, bevor sie hätte beginnen können.

Einen Minister scheren Interesse, wissenschaftliche Bildung und beruflicher Werdegang des Einzelnen gar nicht. Er denkt vielmehr an die deutsche Wirtschaft und bemüht sich, den Akademiker-Output deren Bedürfnissen anzupassen. Und da brennt trotz Studiengebühr ja glücklicherweise nix an:

„Wir handeln mit Blick auf den wachsenden Bedarf an hochqualifizierten Nachwuchskräften und auf die absehbar steigenden Studierendenzahlen“, sagte Frankenberg. ,,Den Schwerpunkt bei den Universitäten bilden die Natur- und Ingenieurswissenschaften.“ (Frankenberg, a.a.O.)

Wenn die „Studierendenzahlen“ dort steigen, wo die von den Unternehmen benötigten „Nachwuchskräfte“ ausgebildet werden, und wenn dort so viele davon qualifiziert werden, dass die Unternehmen ihren Bedarf kostengünstig decken können, dann hat ein Wissenschaftsminister seine Hausaufgaben gemacht, trotz oder besser gerade mit Studiengebühren. Und all diejenigen, die ihr „Interesse am Hochschulstudium“ aus finanziellen Gründen nicht realisieren können, müssen eben eine Lehre machen und die Laufbahn einschlagen, die für die breite Masse des Volkes vorgesehen ist: An profitdienlich durchrationalisierten Arbeitsplätzen dürfen sie sich mit wenig Gehalt und viel Leistung für den Geschäftserfolg ihres Arbeitgebers nützlich machen. Wenn sie einen finden.

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