Schäubles Verortung der brandenburgischen Ausländerhatz als Blüte des einstigen kommunistischen Ostsumpfs hat Gregor Gysi als politischen Betreuer der eingemeindeten Brüder und Schwestern jenseits der gefallenen Mauer zutiefst empört. Er hat sich den Zoni-Vergangenheits-Schuh des Innenministers angezogen, nachgerechnet – und ihn als unpassend verworfen: Die festgenommenen Verdächtigen waren zu Ende der DDR „erst um die 15 Jahre alt“. „Eine deutlichere Widerlegung der beleidigenden These von Wolfgang Schäuble über den Osten ist kaum denkbar“, meinte der Linksfraktionschef, weil er Wert drauf legt, dass Ossis heute normale Deutsche sind, die durch Schäubles „Analyse“ ungerechtfertigter Weise ausgegrenzt würden.
Und wenn sie Schwarze halb tot schlagend aus dem Ruder laufen, sieht Gysi arme Deutsche am Werk. Das will er nicht als Vorwurf und Auftakt für eine Kritik an ihnen und ihrem nationalen Rassismus verstanden wissen, sondern als ziemlich nachvollziehbaren, quasi-natürlichen Übergang: Praktizierter Ausländerhass verdankt sich seiner Ansicht nach vor allem Arbeitslosigkeit, sozialen Problemen und der Tatsache, „dass unter solchen Bedingungen Rechtsextremismus leichter einen Nährboden vorfindet.“
Wenn arme Deutsche „natürlich“ nicht drauf kommen, dass ihnen schließlich deutsche Politiker und deutsche Unternehmer ihre „soziale Lage“ einbrocken, und lieber den Schluss aus „ihrer Lage“ ziehen, dass dann wohl welche, denen das gar nicht zusteht – Ausländer – an der Fürsorge ihrer geliebten Nation schmarotzen, dann liegen sie voll auf der Linie der offiziellen Ausländerhetze und dann hat auch eine „Linkspartei“ Verständnis, die mit „Fremdarbeitern“ ja auch ihre Problem hat. Wenn aber einer Schwarze als undeutsche Elemente selber raushauen will, dann sorgt er dafür, dass „wir als Deutsche“ einen schlechten Eindruck machen.
So geht heute „linke“ Kritik in und an Deutschland: Indem man „soziale Probleme“ geißelt, hat man Verständnis für Nationalisten und Rassisten.