Von wegen Altersarmut!
Leitkommentator Holger Steltzner von der FAZ stört, dass in der Republik über Altersarmut gejammert wird, seit die Politik beschlossen hat, durch Heraufsetzung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre allen Rentnern die Rente um zwei Jahre zu kürzen und das gleiche Rentenniveau unter die Bedingung von zwei zusätzlichen Beitragsjahren zu stellen. Diese Schlechtrednerei grundvernünftiger Rentenpolitik kann der gute Mann nicht leiden, und er schreibt dagegen an. Sieben Einwände sind
ihm eingefallen („Früher in Rente“, FAZ, 1.2.13, hier vollumfänglich zitiert):
Erstens lässt sich die zukünftige Altersarmut mit Zahlen von neulich gar nicht belegen, also gibt es sie auch nicht.
„Fast jeder Zweite in Deutschland geht vorzeitig in Rente trotz mehr oder weniger großen Abschlägen von den Altersbezügen. Sozialpolitiker und Wohlfahrtsverbände sehen sich bestätigt in ihrer These, die Rente mit 67 sei so etwas wie Altersarmut per Gesetz. Das ist schon deswegen falsch, weil die Zahlen der Rentenversicherung von 2011 entstammen, einem Jahr, in dem die andere Hälfte der Rentner mit 65 noch ohne Abzug in Rente ging.“
Zweitens sind die Altersarmen noch kaum der Rede wert.
„Der Trend zur Frührente ist auch deshalb kein Beleg für die These einer angeblich drohenden Altersarmut, weil arme Alte heute zum Glück nicht die Regel sind. In der wachsenden Gruppe derer, die älter als 65 Jahre sind, gelten nur 2,4 Prozent statistisch gesehen als arm.“
Drittens: Soweit es Altersarmut doch gibt, ist sie nur gerecht!
„Wer vom Frührentner spricht, der gesetzlich erzwungene Einbußen hinnehmen muss, verschweigt absichtsvoll, dass die gesetzliche Rente auf Ansprüchen beruht, die im Laufe der Zeit erworben werden. Da ist es nur recht und billig, denjenigen, die weniger Jahre einzahlen, auch etwas weniger auszuzahlen.“
Viertens haben sich die Alten ihre Armut selber ausgesucht.
„Die Frage, warum so viele Deutsche wie noch nie vorzeitig in Ruhestand gehen, ist den Rentnern erstaunlicherweise noch nie gestellt worden. Über die Motive kann man nur mutmaßen. Da gleichzeitig die Zahl der Beschäftigten im Alter von mehr als 60 Jahren steigt und in Zeiten des Fachkräftemangels viele Betriebe auf ältere Arbeitnehmer nicht mehr verzichten wollen, darf man annehmen, dass viele früher in Rente gehen, weil sie es wollen und es sich leisten können.“
Fünftens ist Verarmung kein Problem, weil sie oft paarweise auftritt.
„Dazu passt eine andere Entwicklung: Mehr Haushalte mit zwei Verdienern als früher kommen in das Rentenalter. In dieser Generation waren oft die Männer die Hauptverdiener der Familie, aber die Frauen haben auch schon gearbeitet. Beide können trotz kleiner Abschläge gut von der gemeinsamen Rente leben.“
Sechstens trifft Altersarmut nur die, die eh schon arm sind.
„Wenn es in Zukunft mehr Altersarmut geben sollte, dann bestimmt nicht wegen der Rente mit 67 für alle. Armut im Alter droht dort, wo Armut schon vor der Rente sichtbar ist. Das gilt insbesondere für Haushalte von Alleinerziehenden und für Haushalte mit Kindern, die einen Migrationshintergrund haben. Dort schlagen Lücken im Erwerbsleben im Alter zu.“
Und siebtens: Hätten die Alten halt rechtzeitig was Gescheites gelernt!
„Das Rentensystem kann nicht heilen, was im Bildungswesen versäumt wurde. Wenn viele Jugendliche ohne Schulabschluss keine Arbeit finden, erwerben sie kaum Rentenansprüche.“