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Weihnachtsspenden:

Nie war es so nötig wie heute

Weihnachtszeit ist Spendenzeit, auch dieses Jahr wieder. Schließlich gehört es zu den Schönheiten dieser Gesellschaft, dass ihr die Bedürftigen nicht ausgehen. Im Gegenteil! Die Stuttgarter Zeitung verweist zum Auftakt ihrer diesjährigen Weihnachtsaktion darauf dass die Bedürftigen einerseits immer bedürftiger und andererseits immer mehr werden.

Zwei Gründe werden genannt: erstens Hartz IV = immer mehr Menschen haben keine Arbeit und deshalb nicht genug zum Leben. Und zweitens sinkende Reallöhne bzw. die Ausweitung des Niedriglohnsektors = immer mehr Menschen haben Arbeit und nicht genug zum Leben. Zusammengefasst wird das wie folgt:

,,Nicht nur der einzelne Bedürftige muss immer stärker kämpfen, um über die Runden zu kommen. Es kommen, trotz positiver Wirtschaftsprognosen, auch immer mehr Bedürftige hinzu.“ (StZ 29.11.2006)

Das ist nun bestimmt ganz falsch! Nicht die Feststellung, dass immer mehr Menschen immer ärmer werden – die stimmt schon –, aber das ,,trotz“: Das muss ,,weil“ heißen! Weil immer mehr Menschen ihren Job verlieren und durch Maschinen oder anderswo angesiedelte noch ärmere Hungerlöhner ersetzt werden, und weil die, die noch Arbeit haben, nur noch Hungerlöhne kriegen, deshalb sind die Wirtschaftsprognosen so gut. So ist das nämlich in dieser unserer Wirtschaft: Löhne sind Kosten, Kosten sind Abzug vom Gewinn und gehören gesenkt – und wenn sie gesenkt werden, dann ist das gut für die Wirtschaft.

Das schreibt die Stuttgarter Zeitung ansonsten fast jeden Tag in Leitartikeln und Kommentaren.

Dass der Lebensunterhalt der arbeitenden Bevölkerung von eben diesen Löhnen abhängt, das ist zwar schlecht für sie, aber nicht das Problem derer, die hier die Wirtschaft verkörpern, sondern das ganz private der Lohnabhängigen. Die müssen sich eben nach der Decke strecken, auch wenn gar keine da ist, und froh und dankbar sein, wenn festtagsselige Gutmenschen ihnen Matratze, Kochtopf, Brille oder sonstige Lebensnotwendigkeiten erspenden.